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TDI Dormagen
Erörterungstermin in Dormagen

Schaufenster Dormagen, 11. Oktober 2011

TDI-Anlage: Bayer-Gegner fordern besseren Schutz

Genehmigungsverfahren geht in die nächste Runde

Das Genehmigungsverfahren für die neue TDI-Anlage im Chempark läuft. In der vergangenen Woche trafen sich Vertreter der Bezirksregierung, von Bayer und den Umweltverbänden, um mögliche Risiken zu erörtern. von Franziska Gräfe

Dass zwei statt der angesetzten sechs Tage ausgereicht haben, um die 17 Punkte umfassende Tagesordnung abzuarbeiten, wertet Dr. Ralf Guether als positives Zeichen. Der Sprecher des Bayer-Teilkonzerns MaterialScience (BMS) spricht von einer „konstruktiven Atmosphäre“, die er bei beiden Erörterungsterminen im Technischen Rathaus erlebt habe. Die Bezirksregierung hatte die Gespräche im Rahmen des Genehmigungsverfahrens für die TDI-Anlage anberaumt, die BMS im Chempark Dormagen bauen und 2014 in Betrieb nehmen will.

CBG fordert stabilere Einhausung
Die Antragsunterlagen lagen im Juni öffentlich aus, 60 Einwendungen gingen bei der Bezirksregierung Köln als zuständiger Behörde anschließend ein. Insbesondere die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) verfolgt das Projekt mit Skepsis. Sie lehnt energie- und rohstoffintensive Produktionsverfahren wie jenes zur TDI-Herstellung ab und zweifelt an der Sicherheit des geplanten Betriebs, in dem laufend Phosgen vorgehalten werden soll. „Dass die Anlage eingehaust wird, ist schon ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt CBG-Vertreter Philipp Mimkes. Er nutzte den Geprächstermin, um gleichwohl auf einen noch besseren Schutzmechanismus zu dringen. Zwar verhindere das Gehäuse um die Anlage den Austritt von Phosgen, halte aber einer Explosion oder Beschädigung von außen nicht stand. Die CBG verweist auf eine ähnliche Anlage des Unternehmens Dow Chemicals in Stade, deren Schutzhülle durch eine Betonkuppel wesentlich resistenter gegen Druck sei.

Dass die Umweltverbände Bayer „auf die Finger schauen“ zeige Wirkung, sagt Mimkes. „Das Unternehmen informiert ausführlicher, als es bei anderen Verfahren der Fall war.“ Zudem, so glaubt er, genüge die Dormagener Anlage besseren Sicherheitsstandards als jene in den USA - „auch das haben wir durch öffentlichen Druck erreicht“. Lärm, Abfälle, Gewässer-, Luft- und Umweltschutz wurden neben der Anlagensicherheit ebenfalls diskutiert.

Wer zahlt im Schadensfall?
Zu den Zuhörern gehörte auch Manfred Puchelt von der Dormagener Agenda 21. Ihn bewegt besonders das Thema Umweltschadensvorsorge. „Was passiert, wenn bei einem Zwischenfall Mensch und Umwelt außerhalb des Werkzauns zu Schaden kommen?“, fragt sich der frühere Grünen-Politiker. Eine Frage, die für ihn nicht ausreichend beantwortet wurde. Auf SCHAUFENSTER-Anfrage verweist BMS-Sprecher Guether auf das branchenübliche Versicherungsmodell: „Bayer hat einen umfangreichen Versicherungsschutz für die Gesamtheit aller seine Anlagen – auch die neue TDI-Anlage wird unter diesen Versicherungsschutz fallen.“ Für den über einen Versicherungsschutz hinausgehenden
Schaden bleibe die Haftung bei Bayer.

alles Infos zur Kampagne

Leserbrief: Umwelthaftung bei geplanter TDI-Anlage bleibt Geheimnis


Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 12. Oktober 2011

Grüne sehen Bau der TDI Anlage im Chempark kritisch

Dormagen (NGZ). Der Grünen-Ortsverband Dormagen begleitet den Genehmigungsprozess zum Bau der geplanten TDI-Anlage im Chempark kritisch. Nach dem Erörterungstermin seien einige Fragen offen.

Fragwürdig bleibe, ob die geplante Einhausung der TDI-Anlage die maximale Sicherheit gewährleiste. Eine vergleichbare Anlage des Bayer-Konkurrenten DowChemical in Stade verfügt etwa über eine Betonhülle, die im Falle eines Unfalls starkem Druck und Explosionen standhalten soll.

Kritisch müsse ebenso der Standort der Anlage betrachtet werden, der im Falle eines schweren Unfalls, der die beschriebenen Störfallszenarien überschreitet, eine Gefahr für die hiesige Bevölkerung bedeuten könnte. Der Standort liegt nur wenige hundert Meter von einer S-Bahnstation und der B 9 entfernt. Die nächste Wohnbebauung befindet sich nur rund einen Kilometer weit entfernt.