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[Mercosur-Abkommen] BAYER profitiert gleich zweifach

CBG Redaktion

Das MERCOSUR-Abkommen

Öffentlichkeitswirksam gaben die EU und die MERCOSUR-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay auf dem G20-Treffen, das Ende Juni 2019 im japanischen Osaka stattfand, den Abschluss ihrer Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen bekannt. Die Vereinbarungen sehen vor, dass die südamerikanischen Nationen Zoll-Senkungen für europäische Industrie-Produkte gewähren und im Gegenzug einen erleichterten Zugang zum EU-Markt für ihre Agrar-Güter erhalten. Brüssel erwartet bei den Sätzen, die bisher für Autos 35 Prozent des Warenwerts, für Chemikalien bis zu 18 Prozent und für Pharmazeutika bis zu 14 Prozent betrugen, eine Reduktion im Umfang von rund vier Milliarden Euro. Parallel dazu rechnet der EU-Forschungsdienst durch die dem MERCOSUR gewährten Einfuhr-Erleichterungen mit einer Steigerung von dessen Anteilen an den Lebensmittel-Importen der Europäischen Union von derzeit 17 auf 25 Prozent bis zum Jahr 2025. BAYER profitiert von beidem. Einerseits haben chemische Erzeugnisse einen großen Anteil an den Exporten in die MERCOSUR-Mitgliedsländer – sie kommen auf 26 Prozent, mit 42 Prozent erreichen nur Maschinen und Transportmittel mehr – und andererseits ist ein höherer Pestizid-Absatz zu erwarten, wenn die brasilianische und argentinische Agrar-Industrie besseren Geschäften auf dem alten Kontinent entgegensieht. Da diese dafür ihre Anbau-Gebiete ausweiten muss, fressen sich dann die Soja-Plantagen noch weiter in den für das Klima so wichtigen Regenwald hinein und gefährden damit auch die Lebensgrundlage der indigenen Völker. Europas Tierställen hingegen droht noch mehr mit Glyphosat-Rückständen behaftetes Futter, wie KritikerInnen des Vertrags zu Bedenken geben. Zu den GegnerInnen der Übereinkunft gehören dem Web-Portal amerika21 zufolge auch die lateinamerikanischen Gewerkschaften. In einer gemeinsamen Erklärung warnten Beschäftigten-VertreterInnen nicht nur aus den MERCOSUR-Ländern, sondern auch aus Chile und Bolivien „vor den katastrophalen Auswirkungen“ des Deals. Nach Ansicht der GewerkschaftlerInnen verstärkt er die bestehenden Ungleichgewichte im Handel zwischen Lateinamerika und Europa, weil er die Rolle der Staaten des Kontinents als Lieferanten billiger Rohstoffe ohne großen Wertschöpfungsanteil verfestigt und die wegfallenden Handelsbarrieren für veredelte Güter aus Europa es den MERCOSUR-Industrien noch schwerer machen, die Rückstände aufzuholen. Aber noch ist nicht alles unter Dach und Fach. In Osaka haben nur die UnterhändlerInnen die Arbeit beendet. Damit das Vertragswerk in Kraft tritt, müssen noch das EU-Parlament und die Volksvertretungen in Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay zustimmen.