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Pseudo-Studien

24. Juli 2018

BAYER veröffentlicht Pseudo-Studien bei dubiosen Verlagen

Fake Science for better profits

Der BAYER-Konzern ist in den Wissenschaftsskandal verwickelt, den ein Recherche-Verbund aus NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung aufgedeckt hat. Der Leverkusener Multi hat zahlreiche Untersuchungen über Arzneien in Zeitschriften von so genannten Raubtier-Verlagen veröffentlicht. Die Publikationen geben sich einen wissenschaftlichen Anstrich, um den Abhandlungen und ihren Forschungsgegenständen Renommee zu verschaffen, ohne jedoch die an solche Organe gestellten Anforderungen zu erfüllen. So müssen die „Studien“ nicht wie sonst üblich einen langwierigen Begutachtungsprozess durchlaufen.

Der Pharma-Riese hat das „Journal of Nutritional Disorders & Therapy“ und andere der rund 700 „Fachblätter“ des indischen Verlages Omics vor allem als Mittel zur Nobilitierung seiner nicht im besten Ruf stehenden Vitamin-Präparate und Nahrungsergänzungsmittel benutzt. Die meisten MedizinerInnen halten es nämlich bei normalem Ess-Verhalten nicht für notwendig, dem Körper noch zusätzliche Stoffe zuzuführen. Die Artikel aber stellen die Sachlage ganz anders dar und dienen BAYER bei Pressemitteilungen dann als Referenz. „Aktuelles wissenschaftliches Review – Defizite bei der Mikronährstoff-Versorgung junger Frauen auch in Deutschland“ überschreibt der Konzern etwa eine Veröffentlichung zu ELEVIT, einem Präparat mit der Zielgruppe „Schwangere“. „Besonders dramatisch ist die Unterversorgung bei Folsäure, Eisen und Vitamin D“, hält das Unternehmen fest und warnt vor einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, Totgeburten und der Geburt von Kindern mit Entwicklungsstörungen.

Nach Ansicht des Heidelberger Medizin-Professors Dr. Herbert Fluhr ist das ein Geschäft mit der Angst. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung zweifelte er die Qualität der von BAYER zitierten „Studie“ an und kritisierte: „Wenn Sie etwas verkaufen wollen, sind Schwangere und junge Mütter eine super Zielgruppe. Die sorgen sich um ihr ungeborenes Kind und wollen alles richtig machen.“

Für den Global Player geht diese Strategie auf. Bezeichnete er das Umsatz-Plus von ELEVIT vor einem Jahr schon als „besonders erfreulich“, so legte das „Pränatal-Vitamin“ im Geschäftsjahr 2017 noch mal um 3,8 Prozent zu und spülte dem Unternehmen 189 Millionen Euro in die Kasse. Ähnlich verkaufsfördernde „Fake Science“-Maßnahmen schob der Pillen-Produzent in Sachen „ASPIRIN plus C“ und „Zink“ an. Und Multivitamine erwiesen sich laut der in „Vitamins & Minerals“ publizierten Untersuchung sogar als Antidot gegen die gesundheitsschädlichen Auswirkungen der Luftverschmutzung.

„‚Science for a better Life’ hat sich der BAYER-Konzern auf die Fahnen geschrieben. ‚Fake Science for better Profits’ müsste es besser heißen“, hält Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fest. Er verweist in diesem Zusammenhang auf weitere dubiose Praktiken des BAYER-Konzerns wie etwa auf den Einkauf von WissenschaftlerInnen zur Abfassung von Gefälligkeitsexpertisen, auf Manipulationen bei klinischen Prüfungen von Medikamenten und auf Versuche des Konzerns, Druck auf ForscherInnen auszuüben, wenn deren Studien nicht die gewünschten Resultate liefern. „Im Mittelpunkt steht eben nicht die Gesundheit der Menschen, sondern der Profit", ist seine Schlussfolgerung.